René Schoemakers: Dystopia

René Schoemakers
DYSTOPIA
Malerei
März bis 30. April 2017
Kunstverein Siegen im Haus Seel
Kornmarkt 20, 57072 Siegen
Di.-Sa. 14-18 Uhr, So. und feiertags 11-13 und 14-18 Uhr
Karfreitag geschlossen

Die Arbeiten der Ausstellung „Dystopia“ im Kunstverein Siegen versammeln nicht nur Werke der titelgebenden Serie, sondern Arbeiten aus Werkserien der letzten sieben Jahre.
In der Regel werden die Werkserien monographisch konzipiert und präsentiert. In den großzügigen Räumlichkeiten des Kunstvereins Siegen war es hingegen sinnvoll, Arbeiten mehrerer Serien zu kombinieren. Hierbei waren zwei Aspekte leitend: Zum einen bilden großformatige Arbeiten einen Schwerpunkt, zum anderen konzentriert sich die Ausstellung rein auf Malerei,  auf Leinwand. Installative Arbeiten, Zeichnungen, Wandarbeiten als Bestandteile des Gesamtwerkes fehlen ganz.
Dadurch ergibt sich eine Konzentration auf den Kern des Werkes, die Malerei.
„Dystopia“ als Titel der Serie von 2015 fasst die Wirkung der Arbeiten insgesamt ebenfalls gut zusammen. Die Bildinszenierungen vermitteln keinerlei Behaglichkeit, die Welt erscheint als „falscher Ort“ von sich überlagernden Sinnzusammenhängen, in die sich das konkrete Individuum verstrickt, ohne seinen endgültigen Ort zu finden. Obwohl seit nun 30 Jahren die Ehefrau, neben dem Künstler selbst und den fünf gemeinsamen Kindern, Hauptmotiv der meisten Arbeiten ist, ergeben sich keine intimen Genreszenen, sondern vielmehr nüchterne Inszenierungen, die eher an Performances erinnern. Handlungen, Gesten und Blicke weisen über das unmittelbar naturalistisch Wiedergegebene hinaus, vervielfacht durch eine Vielzahl unterschiedlicher und miteinander verschränkten Ebenen der Repräsentation (Zeichnungen, Piktogramme, Spielzeugfiguren etc.).

Nichts an diesen Arbeiten ist realistisch. Insofern handelt es sich vielmehr um Reflexionen im Bild über die Realität und ebenso die Realität der Bilder. Was dem Betrachter offen steht ist der Einstieg in ein (Netz)Werk von Abbildungen und Querverweisen, wo sich Welthaltigkeit erst in der Aufhebung der Unmittelbarkeit einstellt.
Die unmittelbare Präsenz der individuell identifizierbaren Figuren im Bild erzeugt hier eine dialektische Spannung, denn einerseits IST es diese Figur, andererseits doch bestimmt auch NICHT, denn die Figuren haben ihren leibhaftigen Auftritt im Bild, verweisen aber in erster Linie auf sich selbst im Bild, nicht als simple Darstellung von etwas außerhalb des Bildes.
Unmittelbare Nähe und unerreichbare Ferne heben sich auf, was bleibt ist die unleugbare Wirklichkeit des  Bildes selbst.
(René Schoemakers)

René Schoemakers, 1972 in Kleve/NRW geboren, lebt und arbeitet in Kiel. Er studierte von 1992 bis 1998 Malerei an der Muthesius Kunsthochschule bei Peter Nagel sowie Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er erhielt mehrere Preise und Stipendien, u.a. 2011 den Kunstpreis der Rosenheim-Stiftung und den Lucas-Cranach-Preis.

Zur Eröffnung sprach Christoph Tannert vom Künstlerhaus Bethanien in Berlin.

Ein Künstlergespräch mit René Schoemakers in der Ausstellung findet am Sonntag, dem 30. April 2017, um 16.00 Uhr statt. Führungen für Gruppen und Schulklassen bitte im Geschäftszimmer des Kunstvereins unter Tel. 0271 21624 anmelden.

www.schoemakers-info.de

Blick in die Ausstellung:

(Fotos: Carsten Schmale)

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